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#002 | 57wasser | Dirk Krumpholz

Wer bist du und warum hast du gegründet?

Für unsere zweite Vorstellung sind wir zu Besuch bei Dirk Krumpholz, dem Gründer der 57wasser GmbH. Der vielbeschäftigte, dafür pragmatische Mann beendet gerade noch einen Termin mit einem anderen umtriebigen Siegerländer Jungspund. Schon der Treppenaufgang, in dem wir warten, bereitet uns auf Dirks Persönlichkeit und damit auch die Philosophie hinter 57wasser vor. Als wir dann das Büro betreten, verfestigt sich unsere Vorahnung: der Mann hat Fokus erfunden! Wir stehen in einem großen Raum, in der Mitte vier Bürotische und einige Stühle, die allesamt vor dem Sperrmüll gerettet wurden. In einer der Ecken befindet sich ein deckenhohes 57wassser-Rollup, das einige der vielen Projekte in der Heimat und der ganzen Welt feiert. Auf dem Tisch steht eine kleine Flasche 57wasser für jeden von uns. Es wird nicht groß rumgelabert, wir kommen direkt zum Interview.

“Ich habe gegründet aus dem ganz einfachen Grund, weil ich gerne selber handeln wollte.” ist die kurze und prägnante Antwort auf unsere erste Frage. Dirk gefällt der Begriff des Unternehmertums deutlich besser als der des Gründers, schließlich ist er jemand, der etwas unternimmt. Unternehmertum ist mit einer großen Verantwortung “behaftet”, hält im Gegenzug aber auch mehr Freiheiten parat. Er schätzt daran, dass er mit seiner eigenen Vision eine Richtung vorgeben und diese langfristig verfolgen kann. “Wenn ich ‘ne Idee habe, die ich gerne umsetzen möchte, dann bin ich die Rakete, die ich einfach sein möchte.” Mit seiner Aussage, dass man als Unternehmer eher die Möglichkeit hat, aus seinen Fehlern zu lernen als bspw. als Angestellter, nimmt er schon eine unserer späteren Fragen vorweg. Vor sage und schreibe 22 Jahren gründet Dirk das erste Mal im Software-Bereich. Zu diesem Zeitpunkt ist er keine 18 Jahre alt. Faktoren, die diese Entscheidung beeinflussen, sind die Aussicht auf weniger Arbeit und mehr Geld, vor allem aber die in seinem Tätigkeitsfeld potentielle Ortsungebundenheit. Im Jahr 3 nach Corona können wir uns das schon fast nicht mehr vorstellen, aber Anfang der 2000er Jahre gibt es wenig bis gar keine “klassischen” Stellen, die Arbeiten, Reisen und fremde Kulturen Entdecken gleichzeitig ermöglichen. “Manchmal wird man gezwungen zu gründen, weil Rahmenbedingungen nicht vorhanden sind oder alte Strukturen aufgebrochen werden müssen.” erklärt Dirk und liefert uns damit (nicht zum ersten und letzten Mal) eine einprägsame Definition, die vor allem für Startups von zentraler Bedeutung ist, diesmal ist es die für Disruption. (Er trifft mit seinen Erläuterungen gerne den Sweet Spot zwischen Academia, Praxis und Philosophie.)

Was ist dein Produkt / deine Dienstleistung?

Genau so disruptiv entsteht 57wasser vor 10 Jahren zum Weltkindertag: Das Social Wasser ist fernab von allem, was man als normales Produkt im Handel kennt. “Wenn man für eine Sache brennt, dann kriegt man auch andere wieder angezündet.” sagt er ironischerweise über die Idee. Endlich kommen wir konkret zum philosophischen Ansatz dieses Mineralwassers. Mit dem Verkauf des Wassers werden Marktanteile “weggenommen” und damit etwas angestellt, das die Welt besser macht – daher der Untertitel “the robin hood of waters”. Jeder darf Projekte einreichen, über die dann alle abstimmen. Genial, wie hier ein Grundsatz, ohne den das Leben gar nicht möglich wäre, mit etwas verbunden wird, das das Leben verbessert und zwar mithilfe einer demokratischen Gemeinschaft.

Während des gesamten Gesprächs, vor allem aber als wir ein bisschen zu sehr in Richtung Nachhaltigkeit im Allgemeinen abschweifen, wird deutlich, dass Dirk genau fokussiert, um sich mit Menschen über die Probleme der Welt austauschen zu können und natürlich um seinen Teil dazu beizutragen, diese zu lösen. Neben dem großen Thema Fokus dreht sich das Gespräch auch um Effektivität und Effizienz. Warum wurde gerade Wasser als Produkt gewählt? Weil sich die Frage gestellt wurde: Wo können wir mit den einfachsten Mitteln am meisten erreichen? “Ein- und ausatmen und Wasser trinken.” sagt Dirk, bei Letzterem kann man unkompliziert helfen. Das simple Ergebnis “Kunde trinkt Schluck 57wasser, Projekt wird unterstützt” erfordert eine Menge gut strukturierter Arbeit und ständigen Einsatz. Abfüllanlagen, Mitarbeiter, LKW, Fuhrpark, Leergut und Logistikpartner sind nur einige Stichworte, die dabei von Relevanz sind.

Wo biste mal so richtig auf die Fresse geflogen?

“Wenn es ein Problem gibt, versteckt sich irgendwo die Lösung, sonst gäb’s das Problem gar nicht erst. Lösungen sind da, man muss den Leuten nur sagen, wie sie dahin kommen.” ist Dirks Einstellung und genau die macht es möglich, jeden Tag Spaß zu haben an der eigenen Arbeit, egal welche neuen (und potentiell frustrierenden) Herausforderungen auf einen warten. Erst 2021 macht er eine unangenehmere unternehmerische Erfahrung: beim Aufbau des neuen Bereichs Logistik und Lagerhaltung nimmt er viel Geld in die Hand, um gemeinsam mit einem Kunden etwas Großes auf die Beine zu stellen. Der Start funktioniert, mehr wird allerdings nicht daraus. “Dat gehört aber auch dazu.” lässt Dirk in bestem Siegerländer Dialekt verlauten. Anschließend erklärt er uns ähnlich wie seinem kleinen Sohn am Abend vor dem Interview: “Es gibt drei Arten des Lernens: Nachdenken, Beobachten, Fehler selbst machen. Die dritte Variante ist in der Regel am nachhaltigsten.” Mit unserer Frage, wo er denn mal so richtig auf die Schnauze geflogen ist, kann er sich ohnehin nicht besonders anfreunden bzw. sieht solche Erlebnisse gelassen: Entweder man gewinnt oder man lernt. Abgesehen davon winkt am Ende einer jeden Lehre nicht nur die Erkenntnis, sondern auch so wunderschöne Momente wie Dirk ihn kürzlich auf einem Spielplatz mit seinen Kindern erlebt: “Dich kenn ich! Du bist der vom Kinderfest.” sagt ein 5jähriges Mädchen, das wohl vor zwei Jahren auf dem letzten Fest von 57wasser war. “Dat is so ne Erinnerung, davon lebt man ja. Dat man sacht, ich hab ne geile Zeit gehabt. Diese coole Zeit, dat is das, was hängenbleibt.”

Weiteres aus dem Erfahrungsschatz von Dirk Krumpholz

Meine Kollegen warnen mich berechtigterweise, dass wir nicht zum Ende kommen. Währenddessen und erst recht im Nachhinein bin ich mir sicher: Jede Minute, die wir hier überziehen ist wahnsinnig viel wert. “Dieser Punkt zwischen Aufstehen und Aufwachen. Der eine wacht auf und der andere steht auf. Et gibt viele Leute, die bleiben morgens im Bett liegen und philosophieren da drüber, wat se machen können. Und dat is der Unterschied zwischen dem, der oft angestellt ist und dem der sacht, ich kann net mehr angestellt bleiben, sondern ich will was unternehmen, ich will mich selbstständig machen. Der steht auf und macht. Ich kann dieses Bestehende – man sacht ja immer Fesseln merkt man erst, wenn man sich bewegt – erst verändern, wenn ich ins Handeln komme und das ist ganz wichtig und das macht auch Spaß.” Und wenn man nicht alleine ist, wenn Leute dazu kommen und mitmachen, dann wird genau das potenziert, wird uns nach diesem nicht weniger als grandiosen Gespräch klar. Uns bleibt gar keine Zeit, um alles, was gesagt wurde, sacken zu lassen, da setzt Dirk noch einen oben drauf: “Dat is auch der Punkt, wenn man merkt, man hat dieses Thema Momentum und Flow, das ist ja von Mihály Csíkszentmihályi, der Typ, der dat Thema ja so geprägt hat.” Allein die Aussprache dieses ungarischen Namens ohne mit der Wimper zu zucken beweist, dass hinter Dirk Krumpholz und damit 57wasser noch viel mehr Substanz steckt, als wir vor dem Gespräch eh schon geahnt haben. Bei Antoine de Saint-Exupéry kommt er dann doch minimal ins Straucheln, der Aussage tut das keinen Abbruch: “Man muss ja die Leute zusammentrommeln und die net ein Schiff bauen lassen, sondern denen zeigen, wo man hin will, also diese Sehnsucht nach der Seefahrt wecken.”

57wasser Dirk Krumpholz
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